Welche Kriterien sind wichtig?
Wer Kapital auf seinem Girokonto, Tagesgeldkonto oder Festgeldkonto besitzt, hofft in der heutigen Zeit vergeblich auf eine angemessene Verzinsung. Doch nichts für ungut: Wohin denn dann mit dem Geld?
Trotz anhaltender Unsicherheiten lassen die meisten Bankkunden ihr Erspartes auf ihrem Konto bei der Bank. Es bleibt die Frage: Wie sicher ist das Geld dort wirklich?
Rein rechtlich ist es für die Kunden der Kreditinstitute wichtig zu wissen, dass die Einlagen auf den Konten der Banken per legem dem jeweiligen Kreditinstitut selbst gehören.
Wer sein Geld anlegen möchte und auf der Suche nach passenden Kontomodellen für den eigenen alltäglichen Bedarf ist, der sollte also sichergehen, sein Kapital auf den Konten sicherer, renommierter Banken anzulegen.
Nicht unmittelbar benötigtes Kapital – so raten Experten – sollte in kostengünstige Fonds investiert werden.
Doch woran erkennen Anleger eine sichere Bank?
- Grundsätzlich gilt: Eine als sicher geltende Bank wird von der nationalen Einlagensicherung keinen Gebrauch machen.
- Ratingagenturen bewerten die renommierten Banken in regelmäßigen Abständen.
- Erhält ein Kreditinstitut ein A, gilt es als sicher.
- Eine Ausnahme stellen Tochtergesellschaften der bekannten Banken dar: Hält der Mutterkonzern 75 Prozent der Anteile oder mehr, wird nicht die Tochtergesellschaft durch die Ratingagenturen bewertet, sondern ihr Mutterkonzern selbst.
Die sogenannte Einlagensicherung ist in jedem Mitgliedsstaat der Europäischen Union vorgeschrieben. Diese beträgt pro Person 100.000 Euro. Da kleinere Banken diese Einlagensicherung aus eigener Kraft nicht stemmen bzw. gewährleisten können, schließen sich Banken zumeist zusammen.
Durch gemeinsame Einlagensicherungsfonds haften sie gegenseitig für die Einlagen ihrer Kundinnen und Kunden.
Problematisch kann es jedoch im Ernstfall einer bankenübergreifenden finanziellen Krise werden, wie wir sie im Jahre 2008 schon einmal erleben mussten. Die Konsequenz: Sind mehrere Banken betroffen, können nicht alle Kundinnen und Kunden im Rahmen der gesetzlichen Entschädigung in gleichem Maße berücksichtigt werden. Das Gesetz legt derzeit nämlich fest, dass nur 0,8 Prozent der gemeinsamen Einlagen der Banken im Sicherungsfonds hinterlegt sein müssen.
Finanzexperten raten aus diesem Grund einstimmig, bei der Bankenwahl genau hinzuschauen. Kunden sollten sich bestenfalls für eine Bank entscheiden, die von den Ratingagenturen ein AAA (dreifach A) erhalten haben. Diese Qualitätskriterien werden derzeit von Kreditinstituten aus Deutschland, der Schweiz, Österreich, den Niederlanden und England erfüllt.
Die Bewertungsskala für die Bonität der Banken
Die bekannten Ratingagenturen Moody’s und Standard & Poor´s haben sich auf eine annähernd einheitliche Bewertungsskala für die internationalen Banken geeinigt. Die Bewertungsskalen unterscheiden drei Unterkategorien:
– Investitionswürdige Kreditinstitute (Investment Grade)
– Spekulative Kreditinstitute
– Kreditinstitute bei denen Zahlungsausfall droht
Unterkategorien der Bewertungsskala der renommierten Bewertungsagenturen
Innerhalb der bekannten Bewertungsskalen gibt es weitere Unterkategorien, die durch Buchstaben von A bis C kenntlich gemacht werden. So ist die erste Kategorie der investitionswürdigen Kreditinstitute in die folgende Unterkategorien unterteilt:
– AAA, AA, A, BAA (Standard & Poor´s: BBB)
Die zweite Kategorie wird bei Moody´s in die folgenden Unterkategorien zergliedert:
– Ba, B, Caa, Ca
Standard & Poor´s legt hingegen die folgenden Abkürzungen fest:
– BB, B, CCC, CC, C
Die Gefahr des Zahlungsausfalls wird bei Moody´s mit
– C
Bei Standard & Poor´s wird der Zahlungsausfall mit
– D
bewertet.
Bewertungen mehrerer Agenturen sollten zu Rate gezogen werden
Wichtig für die Sicherheit des eigenen Kapitals ist es, sichergehen zu können, dass die Banken erst gar nicht in Situationen kommen, in denen sie auf den nationalen Sicherungsfonds zurückgreifen müssen.
Als Qualitätskriterium ist daher zu benennen, wenn das nicht von mindestens einer Ratingagentur mit A bewertete Kreditinstitut von zwei weiteren unabhängigen Agenturen mit mindestens BBB (bzw. Baa bei Moody´s) positiv bewertet wurde.
Liegt eine Bewertung von mindestens A vor, sind in der Regel keine weiteren Recherchen in Bezug auf die Einlagensicherheit notwendig. Diesen Rat geben Finanzexperten, um die Auswahl der in Frage kommenden und als sicher geltenden Banken für die Kundinnen und Kunden nicht allzu sehr einzuschränken.
Die Grundannahme: Wird ein Kreditinstitut von einer Ratingagentur mit A bewertet, gilt es als höchst unwahrscheinlich, dass eine weitere unabhängige Ratingagentur die Investmentgrade der entsprechenden Bank in Frage stellt.
Nicht alle Ratings sind aussagekräftig
Ggf. kann es vorkommen, dass die Ratings kleinerer Kreditinstitute als nicht aussagekräftig bewertet werden. In diesem Fall ist es für die Kundinnen und Kunden wichtig, auf die Bewertung der Mutterkonzerne zurückzugreifen, um die Entscheidung für oder gegen ein Kreditinstitut final zu treffen.
Erst ab einer Anteilseignung von 25 Prozent oder mehr tritt die sogenannte Sperrminorität in Kraft. Diese verhindert, dass der Mutterkonzern die strategischen Entscheidungen für die Tochtergesellschaften bestimmt bzw. mitbestimmt. Erst ab dieser Prozentgrenze können also Satzungsänderungen oder eine etwaige drohende Liquidation durch die Tochtergesellschaft selbst und unabhängig vom Mutterkonzern verhindert werden.
Kein Kriterium bietet absolute Sicherheit
Die einstimmig positiven Bonitätsbewertungen der Kreditinstitute durch die renommierten Ratingagenturen bieten den Kunden keine 100-prozentige Sicherheit. Ein grundsätzlich immer vorhandenes Restrisiko rät dazu, mehrere Kriterien für die Bonitätsbewertung eines Kreditinstituts heranziehen und in den Entscheidungsprozess für oder gegen eine Bank mit einfließen zu lassen.
Neben den Bonitätsbewertungen der Agenturen haben die Interessenten für eine Bank die Möglichkeit, den Einlagensicherungsfonds genauer unter die Lupe zu nehmen. Finanzexperten und unabhängige Finanzberater raten ihren Kunden dazu, neben der allgemeinen Bonitätsbewertung außerdem im Blick zu behalten, aus welchem Land der Sicherungsfonds stammt.
Es sollte eine Bank gewählt werden, dessen Einlagensicherungsfonds aus einem wirtschaftlichen soliden und starken Land geschützt ist.
Einlagensicherheit vor Zinsertrag
Auf der Suche nach einer sicheren Bank, die über eine gute Bonität verfügt, sollten Kundinnen und Kunden den Ratings das Hauptaugenmerk zukommen lassen. Zehntelprozentpunkte bei den Zinserträgen sollten nur dann zur Entscheidungsfindung beitragen, wenn alle andere Kriterien identisch sind. Es gilt also: Safety first!
Vernachlässigungswürdig sind kleine Unterschiede in den Nachkommastellen aber dann, wenn es lediglich um den Abschluss eines Girokontos geht, auf dem keine hohen Summen eingezahlt und verwahrt werden. Kunden, die planen, mehrere Zehntausend Euro auf die Tagesgeld- und Festgeldkonten einzuzahlen, sollten aber besonders genau hinschauen, um kein unnötiges Risiko einzugehen.
Aktienindexfonds als Alternative
Von der Inanspruchnahme von Angeboten mit Hochzinsgarantie ist dann abzuraten, wenn es sich um Kreditinstitute handelt, die über eine fragwürdige Bonität verfügen. Doch welche Alternative bleibt, wenn Kunden auf der Suche nach einer hohen und lukrativen Rendite sind? Eine Alternative können Aktienindexfonds darstellen.
Kostengünstige Fonds dieser Art eignen sich insbesondere für die langfristige, gewinnorientierte bis wertstabile Anlage. Kunden sollten daher über ausreichend Rücklagen verfügen, um langfristig auf das investierte Geld verzichten zu können, wenn sie sich für diese Anlageoption entscheiden.
5 Tipps für das Finden sicherer Banken
Tipp 1: Bewertungen der Ratingagenturen einsehen
Vor der Wahl des Kreditinstituts für eine längerfristige Anlage sollten sich die Interessenten in die Bewertungen der renommierten Ratingagenturen einlesen. Bei keiner A-Bewertung sollten die in Frage kommenden Kreditinstitute von mindestens zwei unabhängigen Ratingagenturen mit einem BBB bzw. Baa bewertet worden sein.
Sollte mindestens eine Ratingagentur das in Frage kommende Unternehmen mit A oder besser bewertet haben, kann auf die Recherche weiterer Bewertungen in der Regel abgesehen werden. Wichtig: Ggf. kann es hilfreich sein, auch die Historie der Bewertungen der Agenturen aus den letzten Jahren mit einzubeziehen.
Sind hier konträre Anomalien und/ oder Bewertungsunregelmäßigkeiten nachzuvollziehen, sollte von der Inanspruchnahme der Finanzdienstleistungen des entsprechenden Kreditinstituts ggf. abgesehen werden.
Tipp 2: Zehntelprozentpunkte sind bei den Zinserträgen nicht entscheidend
In Zeiten niedriger Zinsen klammern sich viele Kunden an jeden Zehntelprozentpunkt. Leichte Abweichungen hinter dem Komma sollten bei den Zinserträgen aber nicht Hauptkriterium für die Entscheidungsfindung einer sicheren Bank für langfristige Einlagen dienen.
Vielmehr sollten ein verlässlicher Einlagensicherungsfonds aus wirtschaftlich starken Ländern und eine gute Bonitätsbewertung der Bank im Vordergrund stehen. Geht es um langfristige Einlagen, sind heute nur noch wenige Kunden auf der Suche nach einem maximalen Zinsertrag. Sicherheit und Wertstabilität auch in Krisenzeiten stehen im Vordergrund.
Tipp 3: Risikostreuung durch die Anlage in Aktienfonds
Aktienfonds kommen für diejenigen Kunden in Frage, die nicht nur auf der Suche nach einer langfristigen, sicheren und wertstabilen Anlage mit Gewinnaussichten sind, sondern auch auf das investierte Geld verzichten können. Investments in Fonds rentieren sich erst nach Jahren.
Durch die aktiv verwaltete Bündelung von Aktienprodukte mehrerer börsennotierter Unternehmen kann das Risiko eines Verlustes minimiert werden. Zugleich kann aber auch die Risikobereitschaft der Kunden berücksichtigt werden. Somit kann der Fonds an die individuellen Wünsche und Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden angepasst werden.
Aus einer wertstabilen, sicheren Anlage kann auf diese Weise auch in Zeiten niedriger Zinsen eine Einlage mit hohem, langfristigem Gewinnpotential werden.
Tipp 4: Rating des Mutterkonzerns beachten
Ist das Rating eines Kreditinstituts nicht hinreichend aussagekräftig, sollten Kunden, die auf der Suche nach einer sicheren Bank sind, auch das Rating des Mutterkonzerns zu Rate ziehen. Geht es dem Mutterkonzern gut, ist auch das Alltagsgeschäft bei den Tochtergesellschaften in der Regel nicht in Gefahr.
Dieser Rat gilt insbesondere für Banken, deren Mutterkonzern mehr als 75 Prozent der Anteile besitzt. Bei einer derartigen Anteilsverteilung bestimmt der Mutterkonzern die Konzernstrategien der Tochtergesellschaften nämlich maßgeblich mit.
Tipp 5: Gesunder Menschenverstand bei der Bankenwahl
Eine 100-prozentige Garantie für eine absolute Sicherheit gibt es in wirtschaftlich schweren Zeiten wohl kaum. Den Einlagensicherungsfonds zu prüfen und die Bewertungen der Ratingagenturen in den Entscheidungsprozess mit einzubeziehen, ist in jedem Fall ratsam und eine vernünftige Entscheidung, die zunächst die Spreu vom Weizen trennt.
Danach sollten die Zahlen und Fakten aber nicht das alleinige Entscheidungskriterium beim Finden des richtigen Kreditinstituts bleiben. Der persönliche Kontakt und die Referenzen der Banken vor Ort sind ebenfalls wichtige Punkte, die für die persönliche Entscheidungsfindung nicht zu vernachlässigen sind.
Wichtig ist immer auch das persönliche Anliegen, das zum Suchen einer passenden Bank bewegt. Viele Kunden sind weit davon entfernt, 100.000 Euro anzulegen, sondern suchen einen soliden Finanzpartner für das alltägliche Geschäft.
Ein guter Service und ein erreichbarer Ansprechpartner bei individuellen Fragen haben für diese Kunden einen mindestens genauso großen Stellenwert, der berücksichtigenswert ist.