Ab Anfang 2023 können Bürgerinnen und Bürger in Deutschland Bürgergeld beziehen. Das Bürgergeld ist eine staatliche Leistung, die den Lebensunterhalt von Menschen ohne ausreichendes Einkommen sichern soll. Aber was ist, wenn man trotz Bürgergeld einen Kredit braucht? Auch Bürgergeldempfänger können vor größeren Anschaffungen oder unerwarteten Ausgaben stehen. Ob und wie ein Kredit trotz Bürgergeld möglich ist, wird in diesem Ratgeber erläutert.
Das Wichtigste in Kürze:
- Schwierige Kreditvergabe: Banken verlangen geregeltes Einkommen und positive Schufa.
- Unabweisbarer Bedarf: Notwendige, unaufschiebbare Ausgaben.
- Beispiele: Reparaturen, Winterkleidung, Stromschulden, Verlust/Diebstahl.
- Jobcenter-Darlehen: Formlos, zinslos, bedarfsdeckend.
- Nachweise: Kostenvoranschläge/Rechnungen nötig.
- Bürgschaftskredite: Möglich, aber risikoreich.
- Dispokredit: Hohe Zinsen, Bonitätsprüfung.
- Vorsicht bei Angeboten: Seriöse Banken vergeben keine Kredite an Bürgergeld-Empfänger.
Was ist Bürgergeld?
Mit der Einführung des Bürgergeldes sollte die Grundsicherung für Arbeitsuchende verbessert und verstetigt werden. Es löst das bisherige Hartz-IV-System ab und bietet finanzielle Unterstützung für Menschen, die keiner geregelten Arbeit nachgehen können oder deren Einkommen nicht ausreicht.
Der Regelsatz des Bürgergeldes ist so bemessen, dass die elementaren Bedürfnisse des täglichen Lebens befriedigt werden können. Größere Anschaffungen sind damit in der Regel nicht möglich.
Die Herausforderung: Kreditvergabe und Bürgergeld
Die Vergabe von Krediten ist an bestimmte Voraussetzungen geknüpft. In der Regel verlangen Banken und Kreditinstitute ein regelmäßiges Einkommen sowie eine positive Schufa-Auskunft.
Beide Kriterien sind für die Bonitätsprüfung von entscheidender Bedeutung, da sie darüber entscheiden, ob ein Darlehen gewährt wird.
Geregeltes Einkommen
Ein regelmäßiges Einkommen ist ein fester Betrag, der monatlich auf dem Konto des Kreditnehmers eingeht. Dies dient den Banken als Maßstab dafür, ob der Kreditnehmer die monatlichen Raten zuverlässig zahlen kann.
Das Bürgergeld gilt jedoch nicht als regelmäßiges Einkommen im herkömmlichen Sinne, da es sich um eine staatliche Leistung und nicht um ein Erwerbseinkommen handelt.
Schufa-Nachweis
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Schufa-Auskunft. Die Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung (Schufa) sammelt Informationen über das Zahlungsverhalten von Verbrauchern.
Ein negativer Schufa-Eintrag kann die Wahrscheinlichkeit einer Kreditvergabe deutlich verringern, da er darauf hinweist, dass es in der Vergangenheit Probleme bei der Rückzahlung von Krediten gegeben hat.
Kredite für Bürgergeld-Bezieher – Welche Möglichkeiten gibt es?
Aufgrund der genannten Bedingungen ist es für Empfänger von Bürgergeld schwierig, einen Kredit bei einer herkömmlichen Bank zu erhalten. Anträge werden von den meisten Kreditinstituten abgelehnt, da das Ausfallrisiko als zu hoch eingeschätzt wird.
Darlehen vom Jobcenter – Die seriöse Option
Das Jobcenter ist die einzige glaubwürdige Möglichkeit für Bürgergeldempfänger, ein Darlehen zu erhalten. In einigen Fällen kann das Jobcenter ein zinsloses Darlehen gewähren.
In den meisten Fällen sind diese Darlehen zweckgebunden und werden nur für notwendige Anschaffungen oder dringende Reparaturen gewährt. Beispiele dafür sind Probleme mit Haushaltsgeräten wie Kühlschränken oder Waschmaschinen. Diese müssen ersetzt werden.
Um ein solches Darlehen zu erhalten, muss ein Antrag beim Jobcenter gestellt werden. Es muss nachgewiesen werden, dass die Anschaffung dringend notwendig ist und keine anderen finanziellen Mittel zur Verfügung stehen.
Das Jobcenter prüft den Antrag und entscheidet über die Gewährung des Darlehens. Die Rückzahlung erfolgt in kleinen monatlichen Raten und wird mit den laufenden Leistungen verrechnet.
So erhöhe ich die Chancen auf einen Kredit:
Option | Beschreibung | Chancen-Score (1-5) |
---|---|---|
Bürge finden | Ein Bürge mit guter Bonität unterstützt den Kredit | 4 |
Jobcenter-Darlehen | Zinsloses Darlehen für unabweisbaren Bedarf | 5 |
Bonitätsprüfung verbessern | Schulden begleichen, positive Schufa-Einträge aufbauen | 3 |
Dispokredit nutzen | Kontoüberziehung mit höheren Zinsen | 2 |
Kostenvoranschläge einreichen | Nachweis der notwendigen Kosten für das Darlehen | 3 |
Zusätzliche Einkommensquellen | Nebeneinkünfte nachweisen, um Einkommen zu stabilisieren | 2 |
Vermögenswerte als Sicherheit | Eigentum oder Wertgegenstände als Kreditsicherheit anbieten | 3 |
Formlose Jobcenter-Anträge | Einfache Beantragung von Darlehen für dringende Bedarfe | 4 |
Unabweisbarer Bedarf: Was bedeutet das?
Um einen Kredit vom Jobcenter zu erhalten, muss die Notwendigkeit „unabweisbar“ sein. Das bedeutet, dass die Anschaffung oder Ausgabe unaufschiebbar und zur Abwendung einer akuten Notlage notwendig ist.
Der nächste Regelsatz darf den unabweisbaren Bedarf nicht decken und es dürfen keine anderen Deckungsmöglichkeiten bestehen. Jeder Antrag wird vom Jobcenter sorgfältig geprüft und es wird festgestellt, ob der Bedarf tatsächlich unabweisbar ist.
Typische Beispiele für unabweisbaren Bedarf
Einige häufige Fälle von unabweisbarem Bedarf, für die das Jobcenter ein Darlehen gewähren kann, sind
- Notwendige Reparaturen: Wenn wichtige Haushaltsgeräte wie der Kühlschrank oder die Waschmaschine beschädigt sind, ist eine Reparatur über einen längeren Zeitraum nicht möglich. Eine schnelle Reparatur oder ein Ersatzgerät sind unumgänglich.
- Notwendige Anschaffungen: Winterkleidung und andere saisonale Kleidung ist für Kinder unverzichtbar. Diese Kosten können oft nicht aufgeschoben werden.
- Verschuldung durch Stromkosten: Eine akute Notsituation kann entstehen, wenn hohe Stromnachzahlungen fällig werden und eine Stromsperre droht.
- Verlust oder Diebstahl: Bei Diebstahl oder Verlust wichtiger Gegenstände wie Personalausweis oder Handy muss sofort Ersatz beschafft werden.
Wie beantragt man ein Darlehen beim Jobcenter?
Das Darlehen kann formlos beim Jobcenter beantragt werden. Das heißt, die Antragstellung ist relativ einfach und nicht an bestimmte Formvorschriften gebunden. Wichtig ist jedoch, die Notwendigkeit ausführlich zu begründen und ggf. Nachweise über die Dringlichkeit beizufügen.
Nachweise und Kostenvoranschläge
Der Nachweis der genauen Höhe des Bedarfs ist ein wesentlicher Bestandteil des Antrags. Das Jobcenter gewährt nur Kredite in der tatsächlich benötigten Höhe. Dazu sind Kostenvoranschläge oder Rechnungen erforderlich.
Aus diesen muss im Einzelnen hervorgehen, welche Kosten entstanden sind und aus welchem Grund sie nicht erstattungsfähig sind. Beispielsweise kann für eine kaputte Waschmaschine ein Kostenvoranschlag für die Reparatur oder ein Angebot für ein Ersatzgerät vorgelegt werden.
Alternativen: Kredit mit einem Bürgen
Obwohl das Darlehen des Jobcenters oft die einzige verlässliche Option für Bürgergeldempfänger ist, kann ein Darlehen mit Bürgen dennoch in Betracht gezogen werden.
Was ist ein Bürge?
Ein Bürge ist eine Person, die bereit ist, für den Kredit einzustehen, wenn der Kreditnehmer die Raten nicht zahlen kann. Die Bonität des Bürgen muss gut sein, d.h. er muss über ein geregeltes Einkommen und eine positive Schufa-Auskunft verfügen.
Die Bürgschaft verringert das Risiko für die Bank, da sie bei Zahlungsausfall auf den Bürgen zurückgreifen kann.
Voraussetzungen für einen Bankkredit mit Bürgen
Um einen Bürgschaftskredit zu erhalten, müssen sowohl der Kreditnehmer als auch der Bürge bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Es ist Aufgabe des Kreditnehmers, die Bank davon zu überzeugen, dass der Kredit auch mit Hilfe des Bürgen bedient werden kann.
Der Bürge muss seine finanzielle Situation offenlegen und nachweisen, dass er im Notfall für die Kreditraten aufkommen kann. Dieser Prozess kann einige Zeit in Anspruch nehmen, da die Bonität des Bürgen sorgfältig geprüft wird.
Risiken für den Bürgen
Es ist zu berücksichtigen, dass die Bürgschaft für den Bürgen ein erhebliches Risiko darstellt. Bei Zahlungsverzug des Kreditnehmers muss der Bürge für die Verbindlichkeiten aufkommen.
Dies kann zu erheblichen finanziellen Belastungen führen und sich auch negativ auf die Bonität des Bürgen auswirken. Daher sollte von dieser Möglichkeit nur dann Gebrauch gemacht werden, wenn der Garant die Risiken vollumfänglich versteht und bereit ist, diese zu akzeptieren.
Kredite mit Bürgen: Nur im Notfall
Darlehen mit Bürgen können zur Überbrückung finanzieller Engpässe genutzt werden. Sie sollten jedoch nur in Ausnahmefällen in Anspruch genommen werden. Nicht nur der Kreditnehmer, sondern auch der Bürge trägt ein Risiko.
Zahlungsschwierigkeiten können das Verhältnis zwischen beiden Parteien stark belasten. Es ist daher ratsam, Bürgschaften sorgfältig zu prüfen und nur dann zu übernehmen, wenn die Risiken von beiden Seiten voll verstanden und akzeptiert werden.
Dispokredit ohne Gehaltsnachweis
Eine zusätzliche Möglichkeit für Bürgergeldempfänger ist der Dispokredit (auch Überziehungskredit genannt). Dabei handelt es sich um die Möglichkeit, das Girokonto bis zu einem bestimmten Betrag zu überziehen.
Häufig wird der Dispokredit ohne Gehaltsnachweis gewährt, was ihn für Personen ohne festes Einkommen interessant macht. Allerdings liegen die Zinsen für einen Dispokredit in der Regel deutlich über denen für ein herkömmliches Darlehen.
Außerdem verlangen die Banken in der Regel eine vorherige Bonitätsprüfung, um das Risiko abzuschätzen. Das bedeutet, dass Personen mit negativen Schufa-Einträgen Schwierigkeiten bei der Beantragung eines Dispokredits haben können.
Vorsicht vor Lockangeboten
Bei Kreditangeboten für Bürgergeldempfänger ist Vorsicht geboten. Seriöse Banken vergeben in der Regel keine Kredite an Bürgergeldempfänger, da das Ausfallrisiko als zu hoch eingeschätzt wird.
Skeptisch sollte man auch Lockangeboten gegenüberstehen, die versprechen, auch ohne Bürgergeld Geld zu verdienen. Hinter solchen Angeboten stecken oft unseriöse Kreditvermittler oder sogar Betrüger, die hohe Gebühren verlangen oder extrem ungünstige Konditionen anbieten.
Kredite über die Agentur für Arbeit und das Jobcenter
Für Bezieher des Bürgergeldes ist das Darlehen des Jobcenters oder der Agentur für Arbeit nach wie vor die beste Wahl. Diese Darlehen sind für Notfälle gedacht und werden zinslos gewährt.
Die Voraussetzungen sind klar geregelt: Der Bedarf muss unabweisbar sein und es dürfen keine anderen Finanzierungsmöglichkeiten bestehen. Der Kredit wird nur in Höhe des exakten Bedarfs gewährt, der durch Kostenvoranschläge nachgewiesen werden muss.
Damit ist sichergestellt, dass der Kredit tatsächlich nur für dringende Anschaffungen oder Reparaturen verwendet wird.
Konsumkredite: Eine riskante Wahl
Konsumentenkredite sind generell mit Vorsicht zu genießen, insbesondere für Empfänger von Sozialhilfe. Die anfallenden Zinsen erhöhen die Gesamtkosten solcher Kredite erheblich.
Häufig werden solche Kredite für nicht notwendige Anschaffungen gewährt, was schnell zu einer Überschuldung führen kann. Um eine Verschuldungsspirale zu vermeiden, ist es ratsam, Kredite nur in Ausnahmefällen aufzunehmen.
Wichtige Überlegungen vor der Kreditaufnahme
Es ist ratsam, vor der Aufnahme eines Kredits einige grundsätzliche Überlegungen anzustellen:
- Prüfung der Notwendigkeit: Ist der Kredit wirklich notwendig? Kann die Anschaffung oder Reparatur nicht verschoben werden?
- Suche nach Alternativen: Ist es möglich, die benötigte Summe auf andere Weise aufzubringen? Kann Geld gespart werden oder gibt es Möglichkeiten der Unterstützung durch Freunde oder Familie?
- Konditionen vergleichen: Wie sehen die Angebote der verschiedenen Kreditgeber aus? Ein Vergleich der Zinssätze und der Rückzahlungsmöglichkeiten kann helfen, die optimale Wahl zu treffen.
- Rückzahlungsfähigkeit sicherstellen: Ist es möglich, den Kredit langfristig zurückzuzahlen, ohne in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten?
Abschließende Gedanken
Bürgergeldempfänger haben es besonders schwer, einen Kredit zu bekommen. In den meisten Fällen ist das Darlehen des Jobcenters die einzige seriöse und empfehlenswerte Option. Dieses wird speziell für unabweisbare und dringende Bedarfe gewährt.
Dispokredite oder Kredite mit Bürgen sollten wegen der hohen Risiken und oft auch hohen Kosten nur in Ausnahmefällen in Betracht gezogen werden.
Häufige Fragen zu Krediten für Bürgergeld-Empfänger:
Es ist schwierig, einen Kredit zu erhalten, da Banken ein geregeltes Einkommen und eine positive Schufa-Auskunft verlangen.
Ein unabweisbarer Bedarf liegt vor, wenn die Anschaffung oder Ausgabe unaufschiebbar und zur Abwendung einer akuten Notlage notwendig ist.
Ein Darlehen beim Jobcenter kann formlos beantragt werden. Es ist wichtig, die Notwendigkeit ausführlich zu begründen und Nachweise beizufügen.
Ja, mit einem Bürgen, der gute Bonität hat, ist ein Bankkredit möglich. Der Bürge muss nachweisen, dass er im Notfall für die Raten aufkommen kann.
Die Zinsen sind höher und es bedarf meist einer Bonitätsprüfung. Bei negativen Schufa-Einträgen könnte die Beantragung schwierig sein.
Jan
- Studierter Magister
- über 10 Jahre Betreiber von Finanzportalen
- über 10 Jahre als Unternehmer
- Jahre lang Teamleiter im E-Commerce Bereich bei einem Konzern
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